Aus dem Dorfener Anzeiger vom 28.09.2007:

Bayerns beste Schmiedin

Eiserne Lady mit viel Fantasie   von Birgit Lang

Sie bringt Metall nicht nur zum Schmelzen: Schmiedin Leni Forstmaier kann in dem schweren Männerberuf ihre Kreativität ausleben. Mit ihrem Gesellenstück wurde sie sogar Landessiegerin.

Kalling - Nach dem Abschluss der Realschule ging es der 19-Jährigen aus Kalling wie vielen anderen Jugendlichen. Sie wusste nicht, welchen Beruf sie wählen sollte. Also entschied sie sich kurzerhand, sich bei ihrem Vater Josef in der heimischen Werkstatt zur Schmiedin ­ neudeutsch: Metallbauerin mit Fachrichtung Gestaltung ­ auszubilden. Ein ungewöhnlicher Beruf für eine junge Frau ­ vor allem wenn diese 1,65 Meter groß ist und gerade einmal 46 Kilo wiegt.

Auch wenn Leni auf den ersten Blick sehr zerbrechlich und eher schüchtern wirkt, lernte sie, sich in dieser Männerdomäne schnell durch Wissen und Kompetenz zu behaupten. Die Krönung ihrer Lehrzeit erhielt sie jetzt mit einer Auszeichnung, die erstmals in ihrem Handwerk verliehen wurde. Leni wurde bayerische Landessiegerin mit ihrem Gesellenstück, einem zwei-flammigen Kerzenständer, und gewann damit den begehrten Titel "Die gute Form 2007". Im Oktober hat die Kallingerin sogar noch die Chance, bundesweite Siegerin zu werden.

Das große Vorbild der jungen Frau ist Vater Josef, der früher auch Bildhauerei an der Kunstakademie in Berlin und München studiert hat. "Er hat mich immer als Partner akzeptiert, nach meiner Meinung gefragt und auch meine neuen Ideen aufgegriffen. Und ich habe gestalterisch viel von ihm gelernt." Die künstlerische Ader des Mädchens und ihrer Geschwister Seppi und Kathi ist von den Eltern schon früh gefördert worden, eigene Vorstellungen wurden immer respektiert.

Dass Leni aber einmal erfolgreiche Schmiedin wird, war nicht vorherzusehen. Eigentlich hatte sie nie eine große Affinität zu Eisen, Stahl und Maschinen, wie sie erzählt. Als kleines Mädchen hat sie zwar mal einen Löffel geschmiedet, aber reiten, malen und tanzen waren ihr immer lieber.

Doch das sollte sich ändern. Schnell fand der junge Lehrling Gefallen an dem vielfältigen Handwerk, das einem viel gestalterischen Spielraum bietet ­ auch wenn das Feilen, Bohren, Flexen, Schleifen und Schmieden nicht ganz ohne Blessuren abging und Leni anfangs einen Mordsrespekt vor den Funken sprühenden, glühend heißen Eisen hatte. Mit einer Winkelbohrmaschine hat sie sich ihren rechten Daumennagel ruiniert. "Aber Fingernägel lackieren ist eh nicht meine Sache." Ihre lange Haarpracht bindet sie für die Arbeit mit einem Tuch straff zusammen.

Die Burschen, die Leni kennen lernt, sind immer immer überrascht und beeindruckt, dass das zierliche Persönchen Schmiedin ist. Sich unter 50 männlichen Lehrlingen als einziges Mädchen zu behaupten, habe ihr sehr gut getan und ihr viel Selbstbewusstsein gebracht, sagt Leni. Aber das war nicht einfach: "Als Frau muss man immer 120 Prozent bringen." Ihr Motto in dem Männerberuf, der viel Körperkraft voraussetzt: "Was man nicht in den Armen hat, muss man im Hirn haben." Außerdem kann ein Schmied viele Geräte wie Stapler und Kran nutzen.

Die Kallingerin ist aber nicht nur im väterlichen Betrieb stark. Nach ihrer auf drei Jahre verkürzten Ausbildung arbeitet sie jetzt in einer anderen Werkstatt, um Erfahrungen zu sammeln und Geld zu verdienen. Denn Leni möchte später auf die BOS gehen ­ natürlich im Fachbereich Gestaltung.

 

Die heiße Esse, glühendes Eisen und in alle Richtungen sprühende Funken:

Die Arbeit als Schmied ist nicht ungefährlich. Leni Forstmaier hat aber alles im Griff. 

Foto: Lang